#122 Abenteuer Werkverzeichnis mit Angela Glajcar und Sasa Hanten

 

Hausbesuch in einer Begeisterungsgesellschaft


Sasa Hanten (links) und Angela Glajcar (rechts) vor einem Werk von Angela.

Werkverzeichnis - mehr als Verwaltung

Wenn man „Werkverzeichnis“ hört, denkt man schnell an trockene Tabellen und bürokratische Pflicht...zumindest ging es mir so. Doch das Interview mit der Papier-Künstlerin Angela Glajcar und ihrer Atelier-Leiterin Sasa Hanten zeigt, dass ein Werkverzeichnis weit mehr ist: es ist ein Werkzeug der Selbstbegegnung. Jede Arbeit, die man dokumentiert, erzählt die Geschichte eines Kunstwerks. Aber darüber hinaus legt man mit der Erstellung auch die gesamte künstlerische Entwicklung offen - und das nicht zuletzt auch für sich selbst. Interessant ist dabei, dass ein sorgfältig gepflegtes Werkverzeichnis aber auch Sammler:innen, Galerien und auch zukünftigen Generationen, die eigene Arbeit zu verstehen und zu schätzen. Im Gespräch wird deutlich: Wer sich frühzeitig damit beschäftigt, schafft eine „Serviceleistung“: eine Art Zugänglichkeit für alle, die sich für das eigene Werk interessieren.

Den “Catalogue Raisonné”, also das Werkverzeichnis von Angela Glajcar, kannst du als wunderschönes Buch käuflich erwerben - oder aber, ein ganz toller Service, du kannst es jetzt sofort, noch bevor du weiterliest, kostenfrei als PDF herunterladen: Werkverzeichnis Angela Glajcar

Bei der Arbeit: Angela Glajcar

JETZT ist der richtige Moment

Viele Künstler:innen warten auf „den richtigen Zeitpunkt“, mit einem Werkverzeichnis zu beginnen: ich mache das, wenn dann die Ausstellung geschafft oder der Katalog fertig ist oder wenn „die Zeit reif“ zu sein scheint. Die klare Empfehlung der beiden Expert:innen: JETZT ist der beste Zeitpunkt! Jede Arbeit, die das Atelier verlässt, bekommt eine Nummer, wird fotografiert, katalogisiert und mit Erstellungsjahr, Material und Größe versehen. Wer sich auf andere verlässt, so zum Beispiel auf Galerien oder Institutionen, oder sogar auf das eigene ach so gute Gedächtnis, läuft Gefahr, dass wichtige Details verloren gehen.

Angela und Sasa betonen: Ein Werkverzeichnis ist kein nachträglicher Luxus, sondern eine Form der Selbstverantwortung. Wer heute anfängt, legt den Grundstein für ein verlässliches System, das die eigene Arbeit schützt. Selbst kleine Schritte, wie zum Beispiel eine Excel-Liste mit Fotos, wären ein Anfang. Wer wissen möchte, welche Programme und Methoden sich bewährt haben, sollte diese Episode hören: Sasa erklärt ausführlich, warum selbst vermeintlich „altmodische“ Methoden ihre Berechtigung haben…

Eine von Angela Glajcars beeindruckenden Arbeiten - Foto: Günter Richard Wett

Ordnung in der Kreativität

Kunstwelt bedeutet nicht nur Kreativität, sondern oft auch logistisch anspruchsvolle Abläufe. Im Falle von Angela Glajcar reisen Werke um den Globus, Unterkommissionen verstreuen Arbeiten in verschiedene Städte und diverse Galerien wollen versorgt werden. Ohne ein ordentlich geführtes Werkverzeichnis ist es quasi unmöglich, den Überblick zu behalten.

Sasa Hanten beschreibt, wie sie beide die Arbeit am Werkverzeichnis mit einem relativ geordneten Atelier starteten, aber bei der Zusammenarbeit mit Galerien auf ein Netzwerk von Informationslücken, Vergesslichkeit und inneren Hemmnissen stießen. Das Überraschende: Aus diesen Herausforderungen entstand eine Chance, die Arbeit von Angela Glajcar global sichtbar zu machen - mit einer Grundidee und einem Anspruch, die mich beim Gespräch wirklich verblüfft haben. Wer neugierig ist, wie sich diese Strategie auf die internationale Präsenz von Angelas Arbeit ausgewirkt hat, von Skandinavien bis Taiwan, wird in der Podcast-Folge einen spannenden Anspruch hören, den man so kaum erwarten würde.

Begeisterung als treibende Kraft

Was macht erfolgreiche Künstlerinnen und Künstler aus? Begeisterung! Angela und Sasa beschreiben, wie ihre eigene Leidenschaft und ihr Enthusiasmus nicht nur die eigene Arbeit antreiben, sondern tatsächlich auch andere mitziehen. Sei es eine nächtliche Aktion, um eine 6-Meter-Arbeit für den Katalog zu fotografieren oder kreative Lösungen für monumentale Installationen, trotz Bedenken von Sicherheitsfirmen und logistische Hürden. Dafür muss man sich auch schon mal selbst in den Gabelstapler setzen können…

Die beiden beschreiben, wie aus unkonventionellen Ideen, Mut und „einfach Bock haben“ oft genau die Ergebnisse entstehen, die niemand erwartet. Dass ein entspannter Umgang mit Fehlern beziehungsweise eine gute Fehlerkultur dazu gehört, ist hierbei sehr fruchtbar - Fehler sind einfach nicht zu vermeiden und man lernt aus jedem einzelnen dazu. Ich finde, man hört deutlich, wie viel Spaß, und Experimentierfreude in diesem Prozess gesteckt hat und dass dies den Beiden wiederum auch Energie für die Zukunft gibt. Und darüber hinaus: ich selbst finde es schon allein motivierend und ansteckend, den beiden zuzuhören!

Hier das Ergebnis der spektakulären Nach-Aktion, von der Sasa sprach Foto: Günter Richard Wett

Werkverzeichnis als Zukunftsinstrument

Ein Werkverzeichnis dokumentiert nicht nur die Vergangenheit, es öffnet auch den Blick in die Zukunft. Nur wer weiß, wo die eigenen Werke ausgestellt wurden, wer sie sammelt und welche Resonanz sie erzeugen, kann gezielt neue Wege entwickeln. Und wer durch solch ein Werkverzeichnis eine Vogelperspektive auf die eigene Arbeit bekommt, bekommt schon fast automatisch ein Gefühl dafür, dass es immer und immer weiter geht. Mit dem Erstellen des eigenen Werkverzeichnisses fängt die eigene Karriere als Künstler:in erst richtig an - das sagt Angela Glajcar, die auch der Meinung ist, dass so etwas dringend ins Curriculum des Kunststudiums aufgenommen werden sollte.

Papier, Papier, Papier

Auch wenn wir den Fokus auf das Werkverzeichnis gelegt haben – ohne ein wenig über Papier zu sprechen, konnte ich Angela natürlich nicht gehen lassen. Ganz am Anfang ging es darum, wie empfindlich (oder eben auch nicht !) Papier ist, wie man es abstaubt und was dahinter steckt, damit es nicht vergilbt oder sich wellt. Interessant wird es natürlich auch, wenn Angela über die Beschaffung von Papier spricht: Sie ist nicht ständig auf der Suche nach besonderem, handgeschöpftem Papier, denn schon allein aufgrund der Größe ist sie auf industriell hergestellte Papiere angewiesen. Aber für Großprojekte nutzt sie oft lokale hergestellte Papiere, um Transportwege zu reduzieren. Und dadurch stößt sie auch immer wieder auf neue Eigenschaften ihres Werkstoffs und entdeckt überraschende Aspekte, die so nicht geplant waren.

EINBLICKE IN ANGELAS ATELIER

Angela hat für uns mit dem eigenen Handy Fotos gemacht und zeigt uns ihr Atelier. Auch bei der Arbeit ließ sie sich für uns fotografieren.

Fazit: Selbstbegeisterung trifft Strategie

Ein Werkverzeichnis ist ein Instrument für Selbstbegeisterung, Ordnung und strategisches Denken zugleich. Wer heute beginnt, ehrliche Begeisterung für die eigene Arbeit hat, Fehler nicht scheut und sorgfältig dokumentiert, öffnet Türen für sich selbst und andere: Es ist ein Schritt, um die eigene künstlerische Vision zu sichern, sichtbar zu machen und den Weg in die Zukunft zu gestalten.

Die Episode mit Angela Glajcar und Sasa Hanten vermittelt, neben den Fakten zum Werkverzeichnis, außerdem für die eigene Karriere ganz wichtige Eigenschaften: Leidenschaft, Intellekt, Humor, Mut und Begeisterung. Ich glaube, dir wird es wie mir gehen nach dem Gespräch - du wirst überrascht sein, wie spannend und motivierend die Arbeit an einem Werkverzeichnis sein kann und wie sehr sie die eigene Kreativität beflügelt.

Sasa Hanten und Angela Glajcar vor einer von Angelas Arbeiten.


Nochmal hören:

In den folgenden drei Episoden findest du Themen, die an das heutige Gespräch anknüpfen:

#117 Anne Simone Kiesiel: Kunst ist kein Selbstgespräch - Ein Gespräch über Sichtbarkeit, Selbstwert und den Kunstbetrieb

#109 Kunst trifft Klarheit - 4 Bereiche für deine innere Haltung

#108 Anh Nguyễn und die Kraft der inneren Einstellung - Von unternehmerischem Denken, Selbstbewusstsein und Präsenz

#100 Johann König: Es gibt keinen Anspruch auf Erfolg - Von Selbstüberzeugung, Selbstzweifel und dem Aufbau der eigenen Marke


Atelier-Talk wird unterstützt von:

Manuel Koch und seinem Salon Schinkelplatz

Die schönste Rendite ist die Freude an der Kunst“ sagt Manuel Koch. Als Kunstkenner, Sammler und Finanzexperte weiß er, wovon er spricht.

Die Freude, von der er spricht, ist sogar 3-fach:

  1. Zum einen entsteht sie aus dem Wissen, dass mit dem Kauf von Kunst Künstlerinnen und Künstler unterstützt werden und ihnen und ihrer Arbeit Wertschätzung geschenkt wird.

  2. Du als Käufer:in hast die Freude an einem neuen Kunstwerk, das deinen Alltag verschönert und bereichert.

  3. Durch das Kaufen von Kunst kannst du für dich ein richtig gutes Investment tätigen.

    Alle Infos findest du bei: www.salon-schinkelplatz.de .


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#121 Mit Dr. Kirsten König von Pinsel zu Paragrafen