#117 Anne Simone Kiesel: Kunst ist kein Selbstgespräch

 

Ein Gespräch über Sichtbarkeit, Selbstwert und den Kunstbetrieb


Anne Simone Kiesiel (vor Bildern von Janus Hochgesand; Foto: Micha Holland)

Warum Künstler:innen mutiger über sich sprechen sollten

Anne Simone Kiesiel ist promovierte Kunsthistorikerin, Autorin, Kuratorin – und eine kluge, leidenschaftliche Stimme im Diskurs über zeitgenössische Kunst. In Episode #117 meines Kunst-Podcasts spreche ich mit ihr über ihre vielschichtige Arbeit, die sich zwischen Reflexion und aktiver Mitgestaltung der Kunstszene bewegt. Was bedeutet es, als freie Kunsthistorikerin zu arbeiten? Welche Rolle nimmt sie im Kunstbetrieb ein? Wie lassen sich gesellschaftliche Themen in kuratorische Praxis übersetzen? Es geht um Eigenverantwortung bis hin zu persönlichen Erweckungsmomenten in der Begegnung mit Kunst.

Als Kunsthistorikerin ist man häufig unterwegs: ein Selfie aus dem Zug.

Artist Statement: Zwischen Selbstbild und Sichtbarkeit

Anne Simone Kiesiel (rechts) auf der Art-Cologne mit der Künstlerin Janine Eggert vor ihrem Werk (Foto: Arne Lösekann)

Wie schreibe ich über meine Kunst? Was sollte in ein Artist Statement beinhalten und was besser nicht? Warum ist es so schwer, sich selbst objektiv zu beschreiben? Und: Muss ich das überhaupt allein tun? Anne Simone bringt Ordnung in ein Thema, das viele umtreibt und macht Mut, den eigenen Ausdruck zu finden - sei es sprachlich oder mit Unterstützung von außen.

Ein Artist Statement ist mehr als ein Begleittext: es ist ein Tool der Selbstermächtigung! Wer bin ich - was mache ich - und warum mache ich das? Und wie erzähle ich das so, dass andere daran andocken können! Anne Simone gibt konkrete Impulse, wie Künstler:innen zu einer überzeugenden Präsenz finden - im Gespräch, im Förderantrag oder in den berühmten 1 1/2 Minuten auf der Kunstmesse.

Preis, Wert und das große Missverständnis

Ein zentrales Thema: Preise und Honorare. Wie viel ist Kunst wert und wer bestimmt das eigentlich? Was tun, wenn Angebote kommen, bei denen nur „in Sichtbarkeit“ gezahlt wird? Und wie verhält man sich zu Kolleg:innen, die für weniger (oder gar kein) Geld arbeiten? Anne Simone spricht über wirtschaftliche Realitäten, Selbstachtung und den Mut (bezeihungsweise sogar die Notwendigkeit!) „Nein“ zu sagen.

Und weil es so wichtig ist:
Hier der Leitfaden Honorare vom BBK - als PDF für dich zum Runterladen!

Bei der Arbeit… (Foto: Helge Mundt)

Netzwerke, Sichtbarkeit und weibliche Perspektiven

Ob Saloon-Netzwerke das Malerinnen-Netzwerk Berlin - Leipzig , die bald 100 Jahre alte Vereinigung GEDOK oder Initiativen wie Mehr Mütter für die Kunst – es tut sich etwas für professionelle Künstlerinnen. Doch wie stark sind patriarchale Strukturen im Kunstbetrieb weiterhin? Welche Rolle spielen Preisunterschiede, Galerien, Fördergelder und Care-Arbeit? Und wie treten Künstlerinnen heute auf… beziehungsweise sollten es tun? Anne Simone teilt Erfahrungen, die wachrütteln und Mut machen.

Anne Simone Kiesiel bei der Präsentation ihrer Dissertation mit Franz Erhard Walther (Foto: Helge Mundt)

Instagram: Chance oder Selbstinszenierungsfalle?

Kann Instagram eine demokratische Bühne für Kunst sein? Wo liegt die Grenze zwischen professioneller Sichtbarkeit und persönlichkeitserschöpfender Dauerperformance? Wie viel zeigen – und wie viel verbergen? Und welche Rolle spielt dabei die eigene Haltung zur Sprache, zur Persona und zum Werk? In diesem Gespräch werfen wir einen differenzierten Blick auf ein mächtiges, zweischneidiges Tool.

Sprache als Zugang statt Barriere

Zum Abschluss geht es um eines meiner Herzensthemen: Wie können wir so über Kunst sprechen, dass Menschen sich einbezogen fühlen statt ausgeschlossen? Warum und seit wann ist eine poetische oder persönliche Sprache oft wirkungsvoller als akademische Fachbegriffe? Und was hat das mit Vertrauen, Urteilskraft und gesellschaftlicher Teilhabe zu tun? Anne Simone macht deutlich, warum Worte Räume öffnen, aber durchaus auch verschließen können - und warum es Zeit ist, sie klüger zu wählen.


Gelesen - gesehen - genannt

Hier findest du diverse Dinge verlinkt, von denen Anne Simone in der Episode spricht:

Die japanische Künstlerin Chiharu Shoita - deren Kunst eine besondere Stellung in Anne Simones Werdegang spielte.

Zusätzlich zu den oben verlinkten (!) Netzwerken: https://mothers-warriors-and-poets.net/de

Andrea Jacobi: Von Kunst leben - Selbstmarketing für bildende Künstler*innen

Sascia Bailers Text in der “monopol”: Zwischen Kunst und Kind gehört kein oder - Care Arbeit in der Kultur.

Und, nicht zuletzt und obwohl oben schon verlinkt, hier noch einmal: der “BBK-Leitfaden Honorare” für dich als PDF zum Runterladen!


Bilder von der Ausstellung Traum(a)land in Hamburg:

Die Ausstellung “Traum(a)land”, von der Anne Simone spricht und die sie kuratiert hat, ist leider schon vorbei - aber du kannst Einblicke hier bekommen: https://traumaland.art/

Anne Simone bei der Vernissage (Foto: Micha Holland)

Anne Simone (rechts) im Gespräch mit der Künstlerin Penny Monogiou vor ihren Werken


Zum Thema:

Wenn du mehr hören willst zu den in dieser Episode angeschnittenen Themenbereichen, dann lege ich dir die folgenden Episoden ans Herz!

#108 Anh Nguyễn und die Kraft der inneren Einstellung - Von unternehmerischem Denken, Selbstbewusstsein und Präsenz

#100 Johann König: Es gibt keinen Anspruch auf Erfolg - Von Selbstüberzeugung, Selbstzweifel und dem Aufbau der eigenen Marke

#112 Manuel Koch: Vom Atelier in die Sammlung - Wie Kunst ihren Weg findet

#116 Was für Kunst brauchen wir heute, Steffen Blunk? - Warum Kunst gerade jetzt nicht leise sein darf

Außerdem: In vielen meiner Interviews mit Künstlerinnen und Künstlern sind wir schon auf diese Themen gekommen und meine Gesprächspartner:innen erzählen, wie sie ganz konkret damit umgehen!


Atelier-Talk wird unterstützt von Sammler, Kunst-Kenner und Finanzexperte Manuel Koch und seinem Salon Schinkelplatz

Die schönste Rendite ist die Freude an der Kunst“ sagt Manuel Koch. Als Kunstkenner, Sammler und Finanzexperte weiß er, wovon er spricht.

Die Freude, von der er spricht, ist sogar 3-fach:

  1. Zum einen entsteht sie aus dem Wissen, dass mit dem Kauf von Kunst Künstlerinnen und Künstler unterstützt werden und ihnen und ihrer Arbeit Wertschätzung geschenkt wird.

  2. Du als Käufer:in hast die Freude an einem neuen Kunstwerk, das deinen Alltag verschönert und bereichert.

  3. Durch das Kaufen von Kunst kannst du für dich ein richtig gutes Investment tätigen.

    Alle Infos findest du bei: www.salon-schinkelplatz.de .


Link-Liste:

Schau auch oben im Text nach den Links zu den diversen Büchern und Netzwerken, die im Gespräch auftauchen!

Außerdem:

Mehr über mich, Stephanie Hüllmann, gibt’s auf meiner

Mehr über meinen Kunst-Podcast-Unterstützer Kunst-Investments mit Manuel Koch findest du hier:

Atelier-Talk findest du auf Spotify und Apple Podcasts - zum Abonnieren und zum Beschenken mit fünf Sternen, DANKE! :-)

  • Atelier-Talk bei Instagram, mit weiteren Fotos, Infos, Videos und viel Aktuellem.

 
Weiter
Weiter

#116 Was für Kunst brauchen wir heute, Steffen Blunk?